Aktuelles aus der Forschung
 

GEHEIMNISSE DES SCHLUCKENS

 

Dr. Fritz Florian

Bild:F. Florian

Die menschliche Nahrungsaufnahme ist ein höchst komplex ablaufender Vorgang. Die Zeitspanne des Kauens und Einspeichelns orientiert sich an der Zusammensetzung des Bissens (Bolus). Unser Gehirn 

überwacht die erforderliche Zerkleinerung und Einspeichelung in der Mundhöhle. Die Speichel-Beigabe reduziert den Gleitfaktor. Sobald die passende Schlüpfrigkeit des Bolus gegeben ist, ergeht der Schluckbefehl, sonst nicht.  Unser Urinstinkt verhindert das lebensbedrohliche Schlucken zu großer Bissen, insbesonders bei Babys und Kleinkindern. Beim Trinken entfällt das Zerbeißen und Einspeicheln. Feste Bissen müssen so lange zerkaut und in Speichel eingebettet werden, bis das Schlucken gefahrlos und zügig erfolgen kann. Der vorzeitige Verzehr von zu großen Brocken führt mitunter zum augenblicklichen Bolus-Tod (hartgekochtes Osterei, Bratwurststück). Seriell getimte Speiseröhren-Muskelkontraktionen befördern den Bolus in ca. 1 Sekunde in den Magen. Kurz, ein Mensch kaut langsam und schluckt schnell, bei Hunden erfolgt dies umgekehrt.

 

Fress-Ess Vergleich

 

Bild: F. Florian

 

Wie fressen und schlucken Hunde? Der abgesenkte Hundekopf schränkt das Wahrnehmungsvermögen beim Fressen und Trinken stark ein. Rasch und möglichst viel im Stehen zu erhaschen hat große Vorteile: Es ermöglicht die unverzügliche Beute-Verteidigung und die allfällige Flucht vor Feinden.

 

 

 

 

 

 

 

Bild: Bissen-Ansammlung im Hunde-Rachen vor dem langsamen ablaufenden Schluck-Vorgang.Foto: F. Florian

 

Größere, nicht eingespeichelte Bissen wandern Ruck-Zug halsaufwärts und werden im Schlund nach und nach angesammelt. Sobald dieser prall gefüllt ist, folgt die Speiseröhren-Passage, die vergleichsweise Flascherl-Zug-artig abläuft. Zeitweises Hundekopf-Anheben oder Absenken unterstützt den Schluckvorgang. Wenn Hunde sich nicht bedroht fühlen, fressen sie auch im Liegen. Zwischen den einzelnen Happenfolgen oft längere Pausen, die zur Entleerung der langsam arbeitenden Speiseröhre benötigt werden! Nicht nur Hunde, sondern auch andere  Fleisch-verzehrende Schlingfresser, haben keine Verdauungsnachteile, denn eine enzymatische Vorverdauung ihrer Nahrung ist im Maul nicht erforderlich. Gefahrbedingt schlingen Hunde möglichst rasch, möglichst viel, kauen dürftig, speicheln kaum ein und schlucken relativ langsam. Nach dem Beute-Schlagen fressen auch Wölfe unverzüglich so viel wie möglich und danach mehrere Tage nichts.

Warum essen und schlucken Menschen anders? Das menschliche Blickfeld ist bei der natürlichen Nahrungsaufnahme nicht eingeschränkt. Trotzdem zwingt uns die Ur-Angst „bei Mahlzeiten für Rückendeckung zu sorgen“. In Restaurants bevorzugen Gäste unbewusst „sichere Wand-Tische“. Die richtige Platzwahl garantiert, wie in Ur-Zeiten, „Genießen eines gefahrlosen Dinners zu zweit mit abendlichem Fernblick“. Das wissen Ober und bemühen sich daher emsig um die perfekte Tischwahl seines Gastes. Am falschen Ort schmeckt das beste Dinner nicht. Nur am richtigen Platz kann Essen genossen, langsam zerkaut, reichlich enzymatisch eingespeichelt, vorverdaut und Schnell-Zug-artig geschluckt werden, nicht im Schnellimbiss um die Ecke. Kurz, wenn es richtig gut schmecken soll, müssen wir uns den zeitraubenden Luxus der langsamen und genussreichen Nahrungsaufnahme leisten. Schließlich wird in der Mundhöhle Stärke enzymatisch vorverdaut, aber nicht nur das benötigt eben Zeit. Gemeinsam eingenommene, kommunikative Mahlzeiten schmecken einfach besser. Tierischer geht es bei der Eröffnung eines kalten Buffets zu. Jeder erhascht möglichst rasch, soviel er kann, als ob es ums Überleben ginge. Der menschliche Ur-Instinkt der Beuteteilung veranlasst alle zu Raffgier artigen Verhalten. Kurz, wer nicht rechtzeitig zur gemeinsamen Beuteteilung kommt, bekommt nichts.

 

Trink-Fress-Ess-Ergebnisse
 

Hund-Mensch Trink-Vergleich:
In nur 10 Sekunden entleert ein Hund eine Wasser-Schüssel. In dieser Zeit kann ein Mensch nur  e i n e n  Wasserschluck zu sich nehmen!

 

Hund-Mensch Fress-Ess-Vergleich:
Der Hund siegt wieder! Schon nach 10 Sekunden ist der Fressnapf leer. In dieser Zeit beginnt ein Mensch erst mit dem Kauen des  e r s t e n  Bissens.

 

Video-Schluckakt entschlüsselt Schluckstörung (Dysphagien)

Unzählige Ursachen können zu Schluckstörungen führen, die seit Jahrzehnten mit dem radiologischen Video-Schluckakt intensiv erforscht wurden. Patienten und Hunden wird ein flüssiges Kontrastmittel (Barium) verabreicht, die Video-Schluckakt-Sequenz unter Durchleuchtung aufgezeichnet und nachträglich Bild für Bild analysiert.

 

Jeder zehnte Mensch leidet an Schluckstörungen. Wenn das serielle Timing der Schluckmuskulatur nicht stimmt, treten Symptome in Form eines „Knödel-im-Hals-Gefühl (Globusgefühl)“ oder einer „morgendlich belegten Stimme“ auf. Dysphagien werden meistens radiologisch und danach mit anderen analytischen Methoden abgeklärt. Heute ermöglichen interdisziplinäre, logotherapeutische oder operative Zusammenarbeiten erfolgreiche Therapien (Deutsche interdisziplinäre Gesellschaft für Dysphagie).

 

1. Dysphagie-Beispiel: Degenerative Halswirbel-Säulen-Veränderungen  

Anamnese einer 58 jährigen Patientin:Vor 35 Jahren erlitt ich einen Radunfall. Seit 2 Monaten verschlucke ich mich öfter, jetzt wird der nachfolgende Hustenreiz unerträglich.

 

Video-Schluckakt:Am unteren Halswirbelsäulen-Abschnitt bestehen grobe knöcherne Ausziehungen, möglicherweise eine Rad-Unfall-Spätfolge. Im Stehen verursachen die erheblichen Randwülste einen Rückstau, der zum Verschlucken führen kann. Bei vorgeneigter Körperhaltung wird das knöcherne Hindernis besser umflossen. Folglich sollte die Patientin nur in vorgebeugter Haltung ihre Mahlzeiten zu sich nehmen.  
 

Therapie-Vorschlag:Die osteochondrotischen Randwülste der unteren Halswirbelsäule müssen operativ abgetragen werden und eine vollständige Genesung der Schluckbeschwerden zu erreichen.

 

 

 

Bild: Bei aufrechter Kopfhaltung  tritt ein Hindernis-bedingter Rückstau auf, der beim Vorneigen entfällt.

Eine operative Abtragung der groben knöchernen Randwülste ermöglicht eine vollständige Genesung der Patientin. Instinktiv nehmen viele Personen ihre Mahlzeiten in vorgeneigter Körperhaltung zu sich und verbessern dadurch den Schluckablauf. Foto: F. Florian

 

Tipp: Das instinktive Vorbeugen verbessert den Schluckablauf und vermindert die Verschluck-Gefahr! 

 

 

 

2. Dysphagie-Beispiel:
Sodbrennen abklären mit dem Reflux-Test  

Anamnese einer 69 jährigen Patientin: Morgens habe ich immer eine belegte Stimme und ein Knödel-im-Hals-Gefühl. 

 

Reflux-Test im Liegen:
Aufsteigenvon sauren Mageninhalt bis zum unteren Halsbereich.

 

Therapie-Vorschlag:
Eine vollständige Genesung ist nur operativ möglich.

 

Bild:Nächtliches Aufsteigen von Magensaft bis zum unteren Halsbereich. Der Video-Schluckakt (Reflux-Test im Liegen) wird in horizontaler Lage des Patienten durchgeführt.


 

Die weitverbreitete Reflux-Krankheit tritt vorwiegend im Schlaf auf. Salzsäure fließt vom Magen aus bis in die oberen Speiseröhrenanteile. Nächtliche Hustenstöße fördern zusätzlich die Reflux-Krankheit (englisch GERD, gastroesophageal reflux disease). Gereizte Stimmbänder treten morgendlich in Form einer belegten Stimme in Erscheinung. Die wiederholt aufsteigende Salzsäure reizt oder verätzt zunehmend auch die Speiseröhre.

Die Folgen: Chronische Speiseröhrenentzündungen, Speiseröhrengeschwüre und letztendlich Speisenröhrenkrebs. Extremer nächtlicher Reflux kann die Stimmbänder so extrem reizen, dass ein augenblickliches Erstickungsgefühl – verbunden mit Todesangst – auftreten kann. Bei diesem seltenen Notfall hilft: Den Körper sofort aufrichten, sich selbst beruhigen und sehr langsam ein- und ausatmen, bis die Symtome vergehen! Solche gravierende, nächtliche Ereignisse müssen Sie unverzüglich ihrem Hausarzt berichten. Da die Schwerkraft im All fehlt kann ein Reflux bei Astronauten schnell tödlich enden. 

 

Tipp: Manche Nahrungsmittel fördern die Magensaft-Produktion extrem.  Erfahrungsgemäß sollten Reflux-Patienten abends Alkohol, alle Milchprodukte, scharfe Speisen und Schokolade meiden. 

 

Schluck-Geheimnisse – d i e neue Goldgrube für die Nahrungsmittel-Industrie

Uralte, streng geheime Rezepturen sind für Nahrungsmittel-Hersteller eine wahre Goldgrube. Die geschmackliche Optimierung, sowie die Kau-, Einspeichelung- und Schluckeigenschaften eines Produktes sichern Riesenumsätze auf Dauer. Obwohl die gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung von zugelassenem Glutamat längst bekannt ist, wird dieser Geschmacksverstärker erlaubter weise immer noch in unzähligen Fertignahrungsmitteln eingesetzt. Glutamat fördert nicht das Schlucken.

Was passiert bei einem Schluck-Zwang? Nach dem Zerkauen und Einspeicheln folgt der Schluckbefehl. Wird dieser willkürlich unterdrückt, tritt ein unangenehmes Schluckzwang-Gefühl auf. Radiologisch gesehen, schrägt sich der Zungengrund mehrmals hintereinander, für Zehntelsekunden um ca. 40° ab. Die am Zungengrund entstehende schiefe Ebene erzwingt das unverzügliche Schlucken. Ein einfacher, aber erfolgreicher Trick, der nur auf der Erde und aber nicht in der Schwerelosigkeit im All funktioniert.

 

Schluck-Zwang-Test

Der Schluck-Zwang-Test ermittelt den spätesten Schluck-Zeitpunkt. Kurz, wie lange dauert es bis ein Bissen in der Mundhöhle so schlüpfrig eingespeichelt wurde, dass er geschluckt werden kann. Zu diesem Zweck erhält der Proband die Anweisung: „Bitte nur  r a s c h  kauenund n i c h t  schlucken“! Zur Erfassung des exakten Zeitpunktes drückt die Testperson mit 2 Fingern auf den unteren Kehlkopfanteil und nickt beim Einsetzen des Schluckvorganges. Vergleichende Tests erfolgen mit verschiedenen Nahrungsmitteln.                                                                                                                                                                                  

Bild:Fingerhaltung beim Schluck-Zwang-Test. Foto. F. Florian

 

Überraschende Ergebnisse des Schluck-Zwang-Tests im Sitzen

Bereits nach 15 Sekunden wird Speiseeis, eine Haselnuss-Schnitte nach 30 Sekunden und eine Stück Brot erst nach 50 Sekunden zwangsweise verschlungen. Die geniale, geheime Rezeptur erklärt die über 100 jährige Markt-Existenz und den Verkaufserfolg der berühmten österreichischen Schnitte. Je früher ein Schluck-Zwang einsetzt, desto mehr isst und verkauft man eben!

 

 

 

Zunehmen und dick werden – Nein, danke!

 

Was die Industrie heimlich erreichen will, nämlich einen unbewussten Ess-Zwang, mag der Kunde sicherlich nicht. Wer die verborgenen Schliche von „süß verpackten Verführerlis“ nicht kennt, tappt in die Turbo-Ess-Falle, nimmt unweigerlich zu und wird letztendlich dick!  Der Schuck-Zwang-Test hilft beiden Seiten. Mit ihm kann jeder zu Hause herausfinden, wie schnell kalorienreiche Nahrungsmittel einen Schluck-Zwang bewirken. Der Kern der Sache ist, je schneller man schluckt, desto mehr isst man unbewusst, kurz man verliert den Ess-Überblick. Übergewichtige Personen sollte man nicht als ESS-TÄTER, sondern als heimlich versklavte ESS-OPFER betrachten.  

 

Kaugummi blockiert den Schluckbefehl

Kaugummi kann nicht zerkleinert und eingespeichelt werden. Daher erfolgt ein fortlaufender, „ewiger“ Einspeichelungs-Versuch. Unser Gehirn wird getäuscht und wartet geduldig, bis es endlich den Schluck-Befehl erteilen kann. Unser achaiisches Kompetenzzentrum bemerkt den stundenlangen Betrug nicht! So betrachtet ist der Kaugummi eine geniale amerikanische „COFIDENCE TRICK INNOVATION“, die gleichzeitig auch eine längerfristige Zahnreinigung bzw. Mundhygiene durchführt. Kaugummi-Kauen ersetzt jedoch nicht das gründliche Zähneputzen.

 

  

Bild:F. Florian

 

Tipp: Kaugummi-Kauen trainiert nicht nur ein Zungenmuskulatur-Training, sondern ist auch Gehirn-Jogging. Es verbessert sogar den Intelligenzfaktor, nicht nur von Pensionisten!

 

 

 

 

 

 

Benefit entschlüsselter Schluck-Geheimnisse
 

Komplex ablaufende Schluck-Geheimnisse von Mensch und Tier sind faszinierend und erschütternd zugleich.
Kranke, bald sterbende Tiere verlassen Tage vorher ihre Herde und fressen nichts mehr.
Der Schluck-Zwang-Test ermöglicht die Entwicklung neuer Tablettenformen, die problemlos auch von älteren Personen geschluckt werden können. Übergewichtige lernen rasch Schluckbares zu meiden.
Sportler können das Idealgewicht einfacher kontrollieren.

Meine entschlüsselten Geheimnisse des Schluckens (via Schluck-Zwang-Test) sind noch weitgehend unerforscht und können die Lebensmittel-Optimierung weiter vorantreiben.
Die umsatzorientierte Industrie eruiert empirisch neue Verkaufsstrategien, kennt aber die wahren physiologischen und pathologischen Schluck-Abläufe sicher nicht. Daher entgeht Fabrikanten ein neuer, riesiger, verkaufsträchtiger Markt: „Leichter-Schlucken-Produkte (LSP)“ für ältere Dysphagie-Patienten. Aber vielleicht existiert bald eine nutitive Firma auch in Supermärkten, die sich solche „LSP-Fabrikate“ auf den Markt bringt!

Sie erwartet erhebliche Umsätze, da jeder zehnte Mensch unter Dysphagie-Problemen leidet. Nach Unfällen und Schlagfällen, sowie bei Debilen ist der instinktiv ablaufende Kau- und Schluck-Mechanismus erheblich gestört. Künftig können Radiologen, die bei der Lebensmittelindustrie angestellt sind, leicht schluckbare Produkte via Video-Schluckakt und via Schluck-Zwang-Test optimieren. Ein Manko, aber das kann sich durch meine erstmals publizierten Forschungs-Ergebnisse sofort ändern, wenn Investoren Lunte riechen. Nur der neue, radiologisch-analytische Video-Schluckakt-Zwang-Test macht es erstmals weltweit möglich.  

 

Bis ins Detail ausgeklügelte, logotherapeutische Übungen ermöglichen heute beachtenswerte Genesungen von Dysphagien, die vorwiegend via Video-Schluckakt (Video-Kinematographie) nachweisbar sind. Bis dato fehlen jedoch weltweit zertifizierte, genormte, Schluck-adaptierte Tabletten und viele andere Produkte, die das tägliches Leben der Dysphagie-Patienten erleichtern.
Sicherlich lohnen sich weitere, diesbezügliche interdisziplinäre und industrielle Forschungen. Hoffentlich werden uns ihre gemeinsamen Forschungs-Ergebnisse bald tief beeindrucken.

 

Autorkontakt

Dr. Fritz Florian

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Literatur

Spezielle medizinische Fachliteratur

 
 
 

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